Predigt zum 11.Sonntag nach Trinitatis, 12.8.2018.
ueber Gal 2,16-21
Epistel : Eph 2,4-10
Evangelium: Lukas 18,9-14
Hauptlied : „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“ = « Èç áåçäíû àë÷óùåé ìîëþ» ( ïàïêà 89)
Lied vor der Predigt “ Ãîñïîäè Áîæå, ñêëîíè Ñâîè âçîðû « ( ðàðêà 106)
Liebe Gemeinde!
Das Lied, das wir eben gesungen haben, ist relativ neu in unserem Gesangbuch,. In dieser kurzen Zeit ist es eines der beliebtesten Lieder unserer ELKRAS geworden. Warum wohl? Ich denke, nicht nur, weil der Text von einem Russen ist, sondern vor allem weil es unser Leben in diesem Land gut widergibt. « Herr, unser Gott, neige gnaedig Dein Antlitz/ auf uns Erschoepfte vom harten Kampf.“. Ja, unser Leben ist ein harter Kampf, jeden Tag, und wenn das auch einige nicht gern hoeren wollen, es ist so, zumindest fuer die, welche ihr Leben und ihren Arbeitalltag ernst nehmen. Und wir Christen nehmen doch unser Leben ernst, wir nehmen unsere Verantwortungen ernst, wir lassen uns nicht haengen in Mutlosiogkeit, Bummelei, Alkohol oder gar Drogen, wir verzagen nicht . Das haben wir uns doch oft gesagt mit diesen schoenen Worten aus dem 2. Korinterbrief, die fast wie fuer uns geschrieben sind „ Uns ist bange, aber wir verzagen nicht „ (2. Kor 4,8b). Wir lassen den Kopf nicht haengen, wie oft haben wir uns das gesagt! Aber es stimmt einfach auch, was unser Lied in seinem letzten Vers sagt „ Gott, uns ist bitter und schrecklick und schwer/ Erbarm, erbarm, wir sind doch Deine Kindert“
So. Und nun hoeren wir einmal den Predigttext fuer den heutigen 11. So nach Trin. (Lesen Gal 2, 16-21). Das , liebe Gemeinde, ist ein ganz wichtigerText fuer uns. Warum? Weil er ganz deutlich das Herzstueck unseres christlichen Glaubens ausspricht, und besonders des christlichen Glaubens aus lutherischer Sicht. Wir sprechen ja immer wieder davon: Was ist nun eigentlich lutherisch? Was ist unser lutherisches Profil? Hier ist es : DIE RECHTFERTIGUNG DES SUENDERS OHNE DES GESETZES WERKE ALLEIN DURCH DEN GLAUBEN AN CHRISTUS!
Das hoert sich alle so schwer und unverstaendlich an, so dogmatisch. Viele denken leicht: Das hat mit unserem taeglichen Leben wenig zu tun. Aber ich will euch mal zeigen, dass das sehr sehr viel mit unserem taeglichen Leben zu tun hat, und dass das deshalb gar nicht schwer zu verstehen ist. Das hoert sich zunaechst alles so schwer an, weil wir das in den theologischen Formulierungen des Paulus hoeren „Rechtfertigung, Gesetz usw“. Und Paulus ist ein grosser Intellektueller, der schreibt sehr konzentriert und oft etwas abstrakt, aber eben sehr schoen konzentriert und klug, wie in diesem unseren Text. Und doch kann er auch sehr konkret und anruehrend von seinem eigenen Leben sprechen,- auch wie zB in diesem unseren Text:“...ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir..“ (V.19b+20). Wie einem das nahe geht, solch ein persoenliches Zeugnis, eines solch klugen Mannes!!
Lassen wir es uns einmal von Jesus erklaeren, was die Rechtfertigung des Suenders ohne des Gesetzes Werke ist. Denn wo Paulus kluge Briefe schreibt, da erzaehlt Jesus richtige Geschichten aus dem Leben. Solch eine Geschichte ist unser heutiges Evangelium. (Lesen Luk 18, 9-14) Ja, liebe Gemeinde, das ist ein Geschichte, bei der mir immer wieder leicht die Traenen kommen koennen. Hier in unserer Kirche ist in letzter Zeit ja auch manchmal bei der Predigt geweint worden. Recht so. Das koennten wir auch heute bei diesem unseren Text tun. Warum? Weil uns, Dir, mir in dieser Geschichte so deutlich wird: das sind wir, so ist das bei uns in unserer Gesellschaft und in unserer Gemeinde.
Da sind Leute, die“ sich selbst vermessen, dass sie fromm sind , und verachten die anderen“, und da sind Leute, die da von ferne stehen, nicht wagen, ihre Augen zum Himmel zu erheben und nur noch sagen koennen „GOTT SEI MIR SUENDER GNAEDIG!“. (Das sind genau die Worte, bei denen mir immer wieder das Weinen kommen kann. Eigenartig, so direkt beruehrt Jesus das menschliche Herz!) Un nun wird vielleicht jeder fragen: wer bin ich denn in dieser Geschichte, der Phariasaeer oder der Zoellner? Du bist beides, mein Lieber, mehr oder weniger beides, jeden Tag !
Ich habe in letzter Zeit oft Veranlassung mit Menschen ueber die Bescheidenheit zu sprechen. Ich sage dann immer; Bescheidenheit ist das Kennzeichen der lutherischen Konfession des Glaubens, denn wir sagen: wir wissen doch noch nicht alles, wir sprechen mit Paulus in Phil 3, 12 „Nicht dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s auch ergreifen moechte, wie ich von Christus ergriffen bin“. Oder unsere Liturgie „Wir machen uns auf die Reise , um die Quelle zu finden, /ist der Durst unser einziges Licht! „
Deshalb ist bei allem, was wir in der Kirche sagen und tun, Selbstkritik wichtig und von sich weg auf Christus schauen, und dazu gehoert auch etwas kirchliche, theologische, einfach menschliche Bildung. Darauf, dass wir lutherische Kirche die Kirche der Bildung, Kultur und Erziehung sind, bilden wir uns leicht nicht wenig ein. Und bumms, sind wir auch schon nicht mehr bescheiden, sondern hochmuetig. Ja, das mit der Bescheidenheit, dem Hochmut ist ein schwierig Ding. Bist Du Pharisaeer oder Zoellner? Frag Dich das jeden Tag.
Aber ich denke, wir sollten hier nicht lange abstrakt oder gar moralisch reden. Wir sollten einfach diese Geschichte von Jesus Christus auf uns wirken lassen. Dann kommt schon etwas Richtiges dabei heraus. Wir sollten vor allem diese Gestalt des Zoellners auf uns wirken lassen. Wir sollten diese Worte des Zoellners auf uns wirken lassen:“GOTT SEI MIR SUENDER GNAEDIG!“ Du solltest zB auch jetzt bei Dir diese Worte sprechen „GOTT SEI MIR SUENDER GNAEDIG“ und dabei an Dein Leben denken. Dann kommen Dir vielleicht die Traenen. Gewiss kommt dann bei Dir die rechte Bescheidenheit.
(Pause!Stille!)
Ich denke, ich koennte hier schon Schluss machen und das weitere ruhig Gott und J Christus ueberlassen. Wir werden dann nicht nur wissen, was die Rechtfertigung des Suenders ohne des Gesetzes Werke ist, wir werden das erfahren und spueren!
Und wir werden dann auch wissen, was das ist, was Paulus in unserem Predigttext sagt :“...Ich bin mit Christus gekreuzigt; doch nun nicht, sondern Christus lebt in mir“(Gal 2,19a+20). Nicht ich, nicht meine Froemmigkeit ( ïðàâåäíîñòü) ist wichtig, sondern die Froemmigkeit von Christus! KRITISCH GEGEN SICH SELBER – OFFEN FUER CHRISTUS! Das ist die lutherische und paulinische Maxime!
Vielleicht nur noch das. Wir wissen: der Suender ist nicht einfach ein schlechter Mensch, er ist ein zutiefst ungluecklicher Mensch. Und damit sind wir wieder bei unserem Lied zu Anfang. Uns ist „ uns ist bitter, schrecklich und schwer“, weil wir Suender sind, d h Menschen, die das Paradies, die konstante Naehe Gottes verloren haben ( s die anderenVerse des Liedes). Wir verzagen aber nicht (2. Kor 2,48b), wir lassen den Kopf nicht haengen, wir haben Leben und Freude in dieser Welt und in unserer Kirche und Gemeinde, weil Gott uns Suendern gnaedig ist. Oh , dass das doch noch mehr sichtbar werde in unserer Kirche und Gemeinde! GOTT SEI MIR SUENDER GNAEDIG !
Amen!
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