Evangelisch - Lutherische Kirche in Russland, der Ukraine, Kasachstan und Mittelasien
Lutherische Gemeinden im Russischen Fernen Osten
Vladiwostok - Ussurijsk - Arsenjeff - Khabarowsk
Komsomolsk-na-Amurje - Blagoweschensk - Tschita - Magadan
ALL REGIONS
  News
  Trauerbotschaft
  Zum ploetzlichen Tod fon Nataliya Moor Frau Pastoren Vitaliy Moor
  0 2.08.22. Iieber Hartmut!
  Manfred Brockmann und die Musik
  ENDE
  Predigt zu Weihnachten 2021
  Brief von Reiner Hartmann, Direktor der Firma Uniper-Energy Pipeline “Northstream”, die den Transport von Gas aus Russland nach Deutschland durch die Ostsee durchfuehrt.
  Deutsche Kulturtage Wladiwostok als Sozial- Kulturelles Projekt
  Deutsche Kulturtage Uebersicht Fortsetzung.
  RUECKBLICK AUF EIN LEBENDIGES SEMINAR IN DER GESCHICHTE UNSERER PROPSTEI FERN-OST
  Predigten
  Predigt zu Weihnachten 2021
  Predigt zum 3. Sonntag nach Trinitatis
  Predigt zum Sonntag Rogate, 26.5.2019
  Predigt zum Reformationstag 31.10.2018
  Predigt zum 11.Sonntag nach Trinitatis, 12.8.2018.
   Predigt zum Sonntag Trinitatis, 11.6.2017
   Predigt zum vorletzten Sonntag im Kirchenjahr, 13.11.2016
  Predigt zum Okuli 28.2.2016
  Predigt zum 2. Sonntag nach Trinitatis, 29. Juni 2014
  Predigt zum 3. Advent, 15.12.2013
  Impressum
  Impressum
  BIBLIOTHEK
  FEST DER REHABILITIERUNG VON ADOLPH DATTAN NUN ZUM DRITTEN MAL!
  XXIV DEUTSCHE KULTURTAGE WLADIWOSTOK
  Die 10 Gebote
  Jesus Christus - des Gesetzes Ende und des Gesetzes Erfuellung

Da sprach der Mann unter Traenen: Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben!

Predigt zum 17. Sonntag nach Trinitatis, 13.10.2019
Ueber Markus 9, 17-27
Epistel: Roemer 10,9-17
Evangelium: Matthaeus 15, 21-28
Hauptlied: Such, wer da will, ein ander Ziel (Papka 20)
Nach der Predigt « Ðóêè ïðîñòðè íàä ìîåþ òåìíèöåé» V 1-3 (neue Papka 115, bzw alt 120 oder 11)

Liebe Gemeinde!

Heute gibt uns unsere Bibel das Thema „Glaube“. In der Epistel und im Evangelium haben wir schon davon gehoert. Die Epistel sagt:“ Denn wenn du mit deinem Munde bekennst Jesus, dass Er der Herr sei , und glaubst mit deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat., so wirst du selig“ (Roem.10,9).
Das ist eine Kernformel christlichen Denkens und Lebens: Glauben u Bekennen, aber natuerlich nicht irgendetwas glauben, sondern das grosse Wunder glauben, dass Gott Jesus Christus von den Toten auferweckt hat, diesen besonderen Menschen und Gotttessohn, und danach sagen: dieser Jesus Christus ist Herr ueber mein Leben,- das macht selig! Die Auferweckung eines Menschen vom Tode ist ja das schlechthin grosse Wunder, das dem menschlichen Verstand voellig zuwiderlaeuft. Und ich muss schon sagen, dass ich das mit meinem Verstand auch nicht begreife. Ich habe zB vor einiger Zeit hier im Leichenschauhaus sehen muessen, wie ein Verstorbener, sein Koerper, zerschnitten wird. Da kann man die Realitaet der Seele verstehen, ja,- aber die Realitaet der Auferstehung? Das kann ich nur glauben und mehr nicht. Und doch besteht unser ganzer christlicher Glaube, unsere ganze Kirche, auf dem Glauben, dass Gott diesen Menschen und Gottessohn J Chr. Von den Toten auferweckt hat. Glaube das und denke dein ganzes Lebene darueber nach!
Das andere Mal wird heute von Glauben im Evangelium gesprochen. Es ist die beruehmte Geschichte von der kanaanaeischen Frau Matth 15, 21-28. Hier erscheint der Glaube in einer etwas anderen Form, hier ist Glaube nicht glauben, dass etwas geschehen ist (wie eben die Auferstehung), sondern glauben, dass etwas geschehen kann und wird. Hier blickt Glaube nicht zurueck , sondern nach vorne. Hier ist Glaube nicht Fuerwahrhalten, sondern Vertrauen. Diese Frau vertraut Jesus, dass er ihr helfen kann. Er will es zunaechst nicht, weil diese Frau nicht zum Volk Israel gehoert, der Kirche der damalighen Zeit. Aber dann ist er von dem Glauben, diesem riesengrossen Vertrauen der Frau so angeruehrt und ueberwaeltigt, dass er sagt: „O Weib, dein Glaube ist gross! Dir geschehe, wie du willst“(V.28). Diese Geschichte lehrt uns zweierlei: 1.) Glauben und Vertrauen lohnt sich, und 2.) Glauben und Vertrauen ueberschreitet die Grenzen der Kirche, ja Glaube und Vertrauen begruendet erst die Kirche: Vertraue, dass man dir helfen kann, und du bist auf dem Wege, ein Christ zu werden.
Das muss ich noch etwas erklaeren. In dieser unserer Welt geben ja viele die Hoffnung und das Vertrauen auf. Das kann man verstehen, denn das Leben hier in Russland ist hart. Aber wer Hoffnung und Vertrauen aufgibt, der wird selber hart und macht das Leben fuer sich und andere nur noch haerter. Ich einnere mich noch gut an die Worte unseres alten Dimitrij Schroeder:“ Ohne Glauben und Vertrauen koennte man ja gar nicht leben“. Ja, das stimmt, und irgendwie hofft und vertraut noch jeder etwas. Aber er wagt es nicht mehr zu zeigen. Wer es aber zeigt und sagt:“Du kannst mir helfen, darauf vertraue ich“, der bringt wieder neues Leben in dies unser Leben, das sich so verhaertet; der ueberschreitet auch Grenzen, der schafft neue menschliche Kommunikation, da wird das Leben wieder etwas menschlich und froehlich. Wer sich mit Vertrauen und Hoffnung und Glauben an den anderen um Hilfe wendet, der,- ich sage es noch einmal,- der ist auf dem Wege, ein Christ zu werden.
Natuerlich ist er noch nicht ganz Christ (aber wer ist das schon von uns?), denn ganz Christ sein heisst ja, zu glauben, zu vertrauen, das Jesus Christus mir hilft. Aber ich will es mal so sagen, und ich glaube das auch, bin zutiefst davon ueberzeugt: Jeder, der sich in Vertrauen und Hoffnung an einen anderen Menschen um Hilfe wendet, wendet sich damit letztlich an den grossen Menschen und Gottessohn Jesus Christus, der allein der grosse Helfer ist, sozusagen das Ideal und Urbild des Helfers. Das klingt etwas mystisch, aber ist wohl wahr und christlich: durch jeden Menschen, der uns Mut macht, die Hoffnung nicht aufzugeben, und uns in Vertrauen und Glauben an ihn um Hilfe zu wenden, spricht Jesus Christus zu uns! Und aus solchen Menschen, die Vertrauen und Glauben wagen und die Bitte um Hilfe aussprechen, setzt sich die christliche Kirche zusammen, nicht aus solchen, die immer wiederholen: „das glaube ich, und das musst du glauben“, sondern aus Menschen, die ihren Glauben leben , das heisst: ihr Vertrauen um Hilfe wagen, nicht in Verbitterung nd Vehaertung bei sich selber bleiben, sondern die Grenze zum andern ueberschreiten, zugeben: „ich bin ein armer Mensch und brauche Hilfe“, und sagen „Du kannst mir helfen, darauf vertraue ich“.
Unser Leben ist oft so hart und kalt, weil Menschen nicht mehr Vertrauen ineinander zeigen, nicht mehr Glauben und Vertrauen wagen. Aber unsere Bibel hat ein sehr gutes Wort dazu, das steht im Hebraeerbrief:“ Werfet euer Vetrauen nicht weg, welches eine grosse Belohnung hat!“ (Hebr 10,35). Die Belohnung fuer das Vertrauen besteht darin, dass unsere harte, kalte Welt wieder menschlicher wird, weil Menschen ineinander vertrauen.
Es gibt ja soviele Definitionen von dem, was Kirche ist. Die klassische ist: Kirche ist die Versammlung der Glaubenden (CA), eine andere ist : die Gemeinschaft der gerechtfertigten Suender, eine andere wieder, von der wir letztes Mal hoerten : Kirche ist die Gemeinschaft der geheilten Kranken“, hier ist noch eine Definition: Kirche ist die Gemeinschaft der Menschen, die ihr Vertrauen nicht wegwerfen, sondern einander vertrauen. Daran erkennt uns die Welt: nicht daran, dass wir unser Glaubensbekenntnis rezitieren und es andern vielleicht noch aufzwingen, sondern daran, dass wir Vetrauen haben und zeigen und dadurch unsere menschliche Gesellschaft wieder etwas menschlicher machen.
Und nun hoeren wir zum Schluss den Predigttext, der uns noch eine dritte Art dessen zeigt, was Glaube ist (1. war Fuerwahrhalten, 2. war Vertrauen) (Lesen Markus 9, 17-27). Hier ist fuer uns heute das wichtigste Wort „Und alsbald schrie des Kindes Vater mit Traenen u sprach: Ich glaube Herr, hilf meinem Unglauben“( V.24). Wir haben gehoert: Glaube ist 1.Fuerwahrhalten, 2. Vertrauen,- hier ist der Glaube 3. Bescheidenheit, ja Bescheidenheit! Wie oft geschieht es nicht, dass ein 150prozentiger Christ sagt: „Ich glaube, und das und das ist mein Glaube, und das weiss ich schon alles, und das musst du glauben“. Wer so spricht, hat wenig Glauben, jedenfalls wenig christlichen. Denn der Christ weiss, das er auf dem Weg ist, auf dem Weg seines Lebens, wie wir am letzten Sonntag gehoert haben, auf dem Weg mit Jesus Christus, in einem Fortschreiten in Glauben und Erkenntnis. Einem Christen steht Bescheidenheit an, und ein Kennzeichen unserere lutherischen Kirche ist besonders Bescheidenheit . Je weiter ich im Glauben fortschreite, um so mehr erfahre ich, wie wenig ich noch weiss. Wie sagt Paulus unser grosser Christ? “Nicht dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich’s auch ergreifen moechte, nachdem ich von Christus ergriffen bin“(Phil 3,12).
Das steht unter dem Bild des Patrons unserer Kirche Paulus....
Glaube ist zu guter Letzt und last not least auch Bescheidenheit im Glauben. „ICH GLAUBE HERR, HILF MEINEM UNGLAUBEN!“ Ein wunderbares Wort. Das sagt der Mann hier in unserm Evangelium „mit Traenen“, so erschuettert ist er, so geht ihm diese Erkenntnis nah. Das hab ich auch manchmal „mit Traenen“ gesagt, Du vielleicht auch :“ICH GLAUBE, HERR, HILF MEINEM UNGLAUBEN!:“
Amen